Work Life Balance: Wie bekomme ich alles unter einen Hut?

Transkript Folge 11

00: 00:06 Isabell: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres 3. Podcasts für Händlerinnen und Händler und natürlich für alle, die es noch werden wollen. Schon wieder sind 2 Wochen um und es gibt wieder eine neue Folge von uns für euch. Heute besprechen wir ein Thema, was jetzt, besonders zum Jahresbeginn, noch einmal besondere Wertigkeit erlangt, denn viele Staaten mit guten Vorsätzen in das neue Jahr. Hierzu gehört auch häufig das Thema "Wie bekomme ich denn eigentlich alles unter einen Hut?"

00: 00:30 Tino: Ja, auch ein herzliches Willkommen von mir. Und ja, richtig, Isabell, besonders zum Beginn eines neuen Jahres, da reflektiert man ja noch mal was, lief im letzten Jahr eigentlich gut und was lief tatsächlich nicht so gut? Oder was kann man besser machen? Bin ich eigentlich nur noch am Arbeiten oder habe ich auch immer wieder Zeit etwas zu entspannen? Und ist meine Work-Life-Balance tatsächlich ausgeglichen? Damit wir das Thema aber wirklich von professioneller Seite uns heute mal anschauen, haben wir einen ganz tollen Gast heute hier.

00: 00:58 Isabell: Ja, unser heutiger Gast zu diesem Thema ist Eva. Eva ist zertifizierter Business und Personal Coach aus Berlin und befasst sich in ihren Coachings ganz explizit mit dem Thema Work-Life-Balance. Hallo Eva, schön, dass du heute da bist.

00: 01:13 Eva Boos: Hallo zusammen, ich freue mich sehr, dass ich dabei sein darf.

00: 01:16 Tino: Ja, Eva, fangen wir doch einfach gleich mal an und vielleicht magst du dich kurz vorstellen, etwas zu deinem Weg erzählen? Und wie wird man eigentlich genau Business Coach?

00: 01:27 Eva Boos: Fange ich doch gleich mit der letzten Frage an. Ich glaube, es gibt sehr viele Möglichkeiten, Business Coach zu werden. Wahrscheinlich so viele wie Coaches auf dem Markt. Bei mir waren es insgesamt drei Punkte, die eigentlich den Ausschlag gegeben haben. Zum einen war es so, dass ich in meiner letzten angestellten Position als Director schon eine coachende Führungskraft war und Menschen sehr gut dabei unterstützen konnte, ihren Weg zu finden und ihre Ziele zu erreichen. Und das habe ich für mich in dieser Zeit als Stärke entdeckt und wollte das natürlich weiterentwickeln. Außerdem der zweite Schritt ist in einer Zeit des extrem schnellen technologischen Fortschritts, finde ich sehr wichtig, die Menschen mitzunehmen. Das kann ich als Coach tun. Und der dritte Punkt ist für mich, dass ich all die Erfahrungen, die ich bisher gesammelt habe, beruflich wie privat, in meinen Coachings nutzen kann. Und es macht mich sehr glücklich. Das alles hat dann dazu geführt, dass ich nach einem Rahmen, sozusagen einer Verbindung gesucht habe und das war meine Coaching Ausbildung. Und jetzt bin ich ja mit Leib und Seele Business Coach.

00: 02:29 Isabell: Das klingt auf jeden Fall super spannend. Soll ja heute um das Thema Work-Life-Balance gehen. Vielleicht erklärst du einmal zum Anfang, was das eigentlich ist.

00: 02:37 Eva Boos: Work-Life-Balance ist etwas sehr Individuelles. Es ist das selbst empfundene Gefühl, mein Leben in einer, vielleicht nicht Balance, aber in einer Ausgewogenheit leben zu können. Vielleicht dazu mal ein paar Daten. Ich habe bei Google eingegeben Work-Life-Balance und habe 1,8 Milliarden Ergebnisse erhalten. Was zeigt uns das? Zum einen natürlich, wie hoch der Bedarf ist, darüber etwas zu erfahren und zum anderen, übrigens habe ich das 2019 dieses Stichwort schon mal eingegeben, da waren es noch 800 Millionen. Das heißt, zum anderen zeigt es natürlich auch, wie sehr insbesondere die letzten zwei Jahre dieses Informationsbedürfnis gewachsen ist. Inhaltlich ist es so, dass Google, das Wörterbuch, meint, Work-Life-Balance sei eine Ausgewogenheit zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Bedürfnissen. Und da habe ich mir die Frage gestellt: Ne, also es gibt ja genauso gut berufliche Bedürfnisse und private Anforderungen, wie zum Beispiel, ich muss mich um meine Kinder kümmern oder meine Familie kümmern. Und das zeigt wieder, wie individuell das ist und dass es so nicht zusammenpasst, sondern dass es beides gibt: Bedürfnisse und Anforderungen. Das heißt für mich bedeutet das, eine Orientierung zu haben, einen Weg zu finden, um das zu leben, was mir wichtig ist, meine Lebensaufgaben bearbeiten zu können. Die Anforderungen, die an mich gestellt werden, händeln zu können. Und das in einer gewissen Ausgewogenheit, so dass ich zufrieden bin.

00: 04:07 Tino: Ja, ich glaube, davon können wir alle ein Lied singen. Gerade innerhalb der letzten anderthalb Jahre, wo das Thema Work-Life-Balance glaube ich bei uns allen in den Mittelpunkt gerutscht ist. Wie verbinde ich die Arbeit zu Hause im Homeoffice dann mit meinem Privatleben? Und wann meine ich da vielleicht ein Cut? Kannst du da einen Tipp vielleicht geben?

00: 04:24 Eva Boos: Also es hängt natürlich davon ab, in welchem Umfeld ich bin und was ich für Möglichkeiten habe. Also die Leute, die viel Platz zur Verfügung haben, die können sich natürlich immer wieder zurückziehen und sagen Okay, jetzt mach ich Homeoffice oder Okay, jetzt mache ich, unterstütze ich meine Kinder beim Homeschooling. Idealerweise schafft man es tatsächlich, Zeit zu gestalten, was natürlich mit kleinen Kindern zu Hause unglaublich schwierig ist. Nichtsdestotrotz sind es auch die kleinen Einheiten, die es ausmachen, die mir Kraft geben, Kindern auch zu sagen, So, jetzt habe ich eine Viertelstunde frei, jetzt machen wir. Eine Viertelstunde Homeschooling und dann versuche ich zu arbeiten, aber es ist natürlich eine extrem herausfordernde Situationen und auch da geht es mehr denn je darum, einfach zu versuchen, proaktiv das Thema zu gestalten.

00: 05:14 Tino: Viele unserer kleinen und mittleren Händler sind noch recht neu im Online-Geschäft und durch unser Programm, zum Beispiel "eBay deine Stadt", sind die natürlich jetzt auch mit der ständigen Erreichbarkeit herausgefordert. Wie kann hier ein funktionierendes Zeitmanagement gelingen?

00: 05:29 Eva Boos: Zeitmanagement hängt ja sehr von den Aufgabenbereichen ab. Also sich zu überlegen: Was muss ich eigentlich bearbeiten in einer bestimmten Zeit? Also Termine, Mails, Anrufe und so weiter und so fort. Zeitmanagement hat vor allem erstmal etwas mit der inneren Einstellung zu tun. Wie schaue ich auf mein Leben, auf meine Herausforderungen, auf meine Bedürfnisse? Und was ist mir wichtig? Was möchte ich an erste Stelle setzen, beruflich und privat? Mal angenommen, bei der ständigen Erreichbarkeit der Händlerinnen und Händler geht es darum, besonders professionell wahrgenommen zu werden. Und dahinter stehen Gedanken wie "Nur wenn ich ständig erreichbar bin, dann bin ich ein guter Händler". Oder "Nur wenn ich jede Frage sofort beantworte, dann stehe ich für Qualität und Service". Dann wäre meine erste Frage immer zum Beispiel in einem Coaching "Wer sagt das? Wieso sind Sie sich da so sicher?" Das heißt, es geht vor allem darum, was ich über mich selbst, mein Tun und meine Arbeit glaube. Denn häufig stehen dahinter Annahmen wie "Ja, das müssen ja alle guten Händler machen". Oder "Nur wenn ich potenziellen Kunden zufrieden stelle, dann bin ich wirklich ein guter Händler". So, nun sind wir ja im Podcast und nicht im Coaching. Es geht genauso die Möglichkeit, tatsächlich proaktiv auf Kunden zuzugehen und zu sagen: Ich bin zum Beispiel in einer bestimmten Zeit erreichbar. Um guten Service anzubieten, bin ich von bis erreichbar. Und dann schenken Sie Ihren Kunden und Kundinnen auch die absolute Aufmerksamkeit. Das Thema der ständigen Erreichbarkeit und zu sagen Ich bin für meine Kunden da, aber ich entscheide, wie und wann ich für meine Kunden da bin. Und meine Erfahrung ist, dass es häufig sehr gut angenommen wird, weil die Menschen sich mit diesem Hinweis von vornherein, die Kundinnen und Kunden darauf einstellen können.

00: 07:35 Isabell: Wir sind ja jetzt im eBay Podcast und vielleicht für die Händlerinnen und Händler, die schon bei uns auf der Plattform tätig sind. Die können dafür natürlich unsere Marketing Tools auch nutzen. Haben wir zum Beispiel einen Multi Rabatt, den man anbieten kann für eine bestimmte Zeitspanne oder auch einen Gutscheincode, den man zum Beispiel dann in die Pakete mit beilegen kann? Ja, nun ist es aber so, auch wenn ich es jetzt als Händler geschafft habe, zum Beispiel am Wochenende gar nicht in meine Arbeit reinzuschauen. Am Wochenende kommen natürlich viele Bestellungen rein und generell ist der Montag immer ein sehr, sehr stressiger Tag. Und natürlich ist da ein gewisser Druck da, den Service Standards gerecht zu werden, also schnell verschicken. Wie kann man denn mit diesem Stress, das sind ja viele äußere Einflüsse eigentlich, viel zu tun. Wie kann man damit gut umgehen?

00: 08:20 Eva Boos: Also Stress, gelegentlicher Stress ist ja normal und es gibt diesen Stress, den ich spüre, weil ich schon antizipiere "Oh Gott, das wird ein total anstrengender Montag". Ich stelle mir das vor. Genauso gut kann ich mir aber vorstellen. Okay, morgen gehe ich in den Montag mit Entspannung. Ich versuche all meinen Aufgaben gerecht zu werden und das, was ich nicht schaffe, vertraue ich darauf, dass ich das zu einem anderen Zeitpunkt lösen kann. Also ich kann versuchen, auch einen positiven Blick auf diesen bevorstehenden, antizipierten Stress zu werfen und zu sagen "Ich versuchs einfach mal relaxt, diesen Montag entspannt anzugehen". So, das ist das eine. Also ja, also den guten Blick auf die Dinge zu werfen. So, dann gibt es natürlich, denn Stress hat ja immer was mit der Anforderung auch an sich selbst zu tun. Es sagt ja keiner, dass ich das machen muss. Ich denke ja, ich muss es machen. Das heißt, ich muss bei mir was ändern und überlegen, wie ich Kontrolle über meine Zeit gewinne und es so gestalten kann, dass ich ein Montag verbringe, der einigermaßen entspannt verläuft. So, dann gibt es natürlich diesen kurzfristigen Stress. Was kann ich dagegen tun? Da gibt es immer Entspannungsübungen. Das ist nicht jedermanns Sache. Atmung ist aber, finde ich, ein kleines Wundermittel. Zum Beispiel diese vier, sieben, acht Atmung auf vier gezählt Einatmen. Sieben Halten, Acht ausatmen. Das macht man zehn Mal. Und es ist tatsächlich so, dass der Körper sich runter fährt. Und es gibt natürlich diese Möglichkeit, proaktiv bestimmte Dinge zu ändern. Also kein Multitasking zu machen, sondern die Dinge wirklich Schritt für Schritt abzuarbeiten. Sich auch mal ein bisschen Digital Detox gönnen und sagen okay, das sind zusätzliche Reize, je mehr ich davon nutze, desto gestresster bin ich. Und natürlich auch Aufgaben angehen und priorisieren und priorisieren zum einen und zu entscheiden "Was ist wirklich am Montag wichtig und was kann ich tatsächlich auch noch am Dienstag machen?"

00: 10:17 Tino: Und was wirklich hilft einfach eine Viertelstunde morgens früher aufstehen und dann vielleicht so ein, zwei Sonnengruß machen. Ich habe Yoga für mich entdeckt. Also großartig. Jetzt mal zurück zu den kleinen und großen Händlern. Wenn ich mir nun vorstelle, ich bin nun Händler bei Ebay, habe da meinen eigenen Shop, zum Beispiel Tinos Record Store, den gibt es leider noch nicht. Aber vielleicht ist das ja auch noch eine Idee. Wie kann ich da bessere Work-Life-Balance erreichen? Und gibt es da für mich vielleicht so einen Fahrplan, den ich erstellen kann?

00: 10:43 Eva Boos: Also ich glaube, was man tatsächlich vielleicht erstellen kann oder sich so ein bisschen zurecht legen kann, sind so Schritte, die man nacheinander geht. Und der erste Schritt wäre für mich einfach eine kurze Auseinandersetzung mit dem Thema und ein Ziel definieren. Was will ich eigentlich mit Work-Life-Balance erreichen? Was wäre denn anders, wenn ich Work-Life-Balance hätte in meinem Leben? Und wie würden andere, oder woran würden andere merken, dass ich Work-Life-Balance habe? Also tatsächlich von verschiedenen Perspektiven mal drauf schauen und dann sehen, was ist eigentlich mein Ziel, wenn ich Work-Life-Balance habe, dann würde ich im zweiten Schritt einen Blick auf den aktuellen Status werfen und einfach schauen, wie gestalte ich gerade meine Zeit? Ich beobachte zum Beispiel einen Tag oder auch mal eine Woche. Wie nutze ich die Zeit? Wie gestalte ich die Zeit? Was davon mache ich proaktiv selbst? Und wo werde ich tatsächlich von den Bedürfnissen anderer Menschen geleitet? So, und der dritte Schritt wäre für mich die Haltung. Es ist wichtig, balanciert an dieses Thema heranzugehen, weil wenn ich jetzt zum Beispiel von heute auf morgen alles verändere in meinem Leben, löse ich damit natürlich wieder Stress aus. Also Übermotivation auch bei dem Thema ist auch wieder ein zusätzlicher Stressfaktor. Das heißt, einfach mal zu überlegen und Situationen, in denen ich was verändern möchte. Was wäre, wenn ich mich als erwachsene Frau oder Mann tatsächlich ernst nehmen würde mit meinem Bedürfnis? Wie würde ich es dann gestalten? Und der vierte Schritt wäre für mich wirklich versuchen, in Lösungen zu denken. Also wir haben kurz vorhin diesen Blick auf den Montag gehabt zu sagen Okay, wie kann ich an einer Lösung arbeiten, dass ein Montag entspannt wird und nicht sonntagabends schon drüber nachdenken, wie schrecklich vielleicht der Montag wird, weil so viele Bestellungen reingekommen sind.

00: 12:29 Isabell: Also ich fasse mal zusammen die vier Punkte. Ich würde erstmal mein Ziel definieren, dann würde ich über meine aktuelle Zeitnutzung reflektieren. Würde dann meine innere Haltung quasi noch mal mir verinnerlichen, wie es aktuell aussieht und würde mich dann bemühen, eine lösungsorientierte Denkweise an den Tag zu legen. Wenn ich das also befolge, dann habe ich eine gute Chance auf eine Work-Life-Balance.

00: 12:53 Eva Boos: Auf jeden Fall eine sehr gute Chance auf einen angeschobenen Veränderungsprozess. Also ich habe ein wenig Berührungsängste oder Ruckeln mit diesem Wort Work-Life-Balance, weil es ja darum geht, meine Zeit aktiv zu gestalten. Denn Zeit ist, glaube ich, das Einzige, was unter allen Menschen gleich verteilt ist. Jeder Mensch hat 24 Stunden zur Verfügung und deshalb bevorzuge ich an der Stelle dieses Wort Work Life Leadership, weil ich es in der Hand habe, mich proaktiv durch meinen Tag zu führen.

00: 13:25 Isabell: Das war ein ganz tolles Schlusswort. Vielen Dank, Eva, dass du heute da warst. Wir sind jetzt auch schon am Ende unserer Zeit angekommen. Ich konnte auf jeden Fall super viel für mich mitnehmen, besonders zum Thema Mindset zum Thema Work-Life-Balance. Ja, und ich hoffe, dass unsere Händlerinnen und Händler auch einiges für sich mitnehmen konnten.

00: 13:42 Tino: Ja, das geht mir genauso. Vielen Dank, Eva und wie wir gelernt haben gerade "a work life leadership" kann man es auch nennen. Finde ich super. Eva, aber du bist hier noch nicht ganz entlassen. Eine letzte Frage stellen wir dir noch. Und zwar was hast du zuletzt auf unserem Ebay Marktplatz gekauft?

00: 13:58 Eva Boos: Da muss ich ja mal kurz drüber nachdenken. Ich glaube, es war eine Panzerfolie für mein Handy.

00: 14:04 Isabell: Das ist witzig. Die Frage hätte ich heute nämlich genauso beantwortet. Ich habe auch gestern die Folie noch an meinem Handy gewechselt. Ja und damit verabschieden wir uns auch schon für diese Woche. Nochmal vielen Dank, Eva, für deine Zeit heute, dass du da warst an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Hinterlasst uns gerne euer Feedback in unserer Community, eure Anregungen und Wünsche für den Podcast und tauscht euch gerne auch zu dem Thema aus. Freuen uns, von euch zu hören und natürlich auch, wenn ihr den Podcast auf eurer Podcast Plattform des Vertrauens abonniert und wir hören uns wieder in zwei Wochen.

00: 14:33 Tino: Danke ja, tschüss und lieben Dank Eva.

00: 14:36 Eva Boos: Danke, tschüss!